Einen Monat Windows 11

Ich bin nun gut einen Monat produktiv mit Windows 11 unterwegs. Zeit für ein neues Zwischenfazit.
Verwendet wurden nur InPlace Upgrades, keine Clean Installs von Windows 11.

Die CPU-Kompatibilitäten haben ihren Sinn

Auf dem Surface Pro 3 läuft Windows 11 zwar, ist aber nicht unbedingt performant. Das ist aber auch dem Windows Defender geschuldet, der bei selten verwendeten Geräten gerne mal Komplettscans im Hintergrund reinschiebt und einen schwach gekühlten i5 gerne mal ins throttling treibt ohne, dass das Surface effektiv verwendet wird. Aber jede andere AV-Software ist da auch nicht besser.
Das Surface Pro 7 kommt gut mit Windows 11 klar, was sicherlich auf die CPU-Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist.

GUI hakelt

Das neue Startmenü ist einerseits eine Umstellung, aber auf einem Surface Pro 7 mit mehreren angeschlossenen Bildschirmen noch nicht ganz zuverlässig. Oft brauche ich mehrere Ansätze oder das Startmenü entscheidet sich doch auf dem Hauptmonitor zu erscheinen – und eben nicht da, wo man eigentlich den Button geklickt hat. Interessant ist, dass es sich auf das SP7 beschränkt, ähnliches kann ich von einem Ryzen 7 5800X nicht berichten. aber der Ryzen muss auch nur einen Monitor ansteuern.
Auch muss der Übergang vom Suchfeld im Startmenü zum Such-Menü flüssiger sein – zumindest beim Klick in dieses. Das ist aber reines Softwareupdate. Eine Zuklapp-Aufklapp Animation ist hier völlig fehl am Platz. Übliche Programmstarts via Windows-Taste, Anfangsbuchstaben und Enter sind auch grafisch flüssig und sinnvoll.

Der Rest der GUI ist gewohnt moderner als vorher. Die Töne klingen anders und endlich hat mal jemand auf einen konsistenten Dark Mode mit gedämpften Windows-Sounds geachtet.
Wenn man sich auf eine neue GUI einlässt, findet man sich schnell zurecht. Auch wenn es etliche Programme gibt die Windows 11 mit alten Features aus vorherigen Versionen mehr und mehr zumüllen sollte man sich schon dazu bequemen sich der neueren Bedienung vertraut zu machen.

Performance

Ich kann zur Performance wenig sagen. Natürlich habe ich auf dem Surface Pro 3 Einbußen zu verzeichnen, was aber klar ist, wenn ich dafür schon extra den Kriteriencheck vom InPlace-Upgrade abschalten muss. Auf dem Surface Pro 7 merke ich keinen Unterschied. Von dem Desktop-PC kann ich nichts sagen, da hier durch ein Hardwareupgrade ohnehin ein deutlich größerer Leistungssprung zu merken ist.

Kompatibilität

Ich erinnere mich vage daran, dass beim Windows 10 Umstieg schon damals die VirtualBox Probleme bereitet haben, so ist das auch bei Windows 11 und so wird das auch bei jeder zukünftigen Windows-Version sein. So viel zum Thema Arbeitsqualität bei Oracle… VirtualBox wird immer später als Public Release sein, obwohl Windows 11 für Entwickler zu dem Zeitpunkt schon mehrere Jahre lang zur Verfügung steht.
Abseits von Oracle habe ich absolut keine Probleme – alles läuft so wie ich es von Windows 10 erwartet hätte – kann hier aber noch nicht von spezialisierter Enterprise-Software sprechen.

Rückzieher auf Windows 10?

Hätte ich nicht analysieren können was mein Surface Pro 3 nach dem Upgrade auslastet hätte es mich sicherlich zurück zu Windows 10 getrieben, allerdings nur auf diesem. Ich gehe nicht davon aus, dass Microsoft die Drohung Updates für inkompatible Geräte zu sperren wirklich wahrnimmt – hier sind die Umstiegszahlen doch viel wichtiger. Besonders wenn es nach dem beliebten Schema weitergeht und Windows 11 ähnlich schleppend, wie der Windows 8-Umstieg sein wird.
Ganz ohne technische Finessen betrachtet fühlt sich Windows 11 wirklich wie ein 10 mit anderer Oberfläche an. Die Einstellungen sind nun etwas verwendbarer und man hat selten den Drang doch noch auf die control.exe ausweichen zu müssen.
Böse Zungen behaupten jetzt das Microsoft hier viel an Apple anlehnt, aber mal ehrlich gesagt: Wer tut das nicht? Samsungs und Xiaomi’s Android-Varianten sehen ebenfalls dem iOS gar nicht mal so unähnlich.

Alle meine Geräte bleiben auf Windows 11, allein schon, weil der Support für Windows 10 in vier Jahren ja schon auslaufen wird. Fällt mir irgendetwas auf, dann vertraue ich darauf, dass Microsoft hinter dem Feedback-Hub ein vernünftiges Content-Management-System hat, um User-Input nach ihrer Sinnhaftigkeit zu filtern.
Ich hoffe zumindest, dass mein InPlace Upgrade von Windows 10 einige Jahre lang wird halten können, Windows 7 hat das damals schon nicht geschafft. Windows 10 hatte recht lange durchgehalten, bis der switch von SATA auf M.2 kam. Ich hoffe, dass sich zumindest auch da bei Windows 11 einiges getan hat und man nun auch universeller zwischen den Speichertypen wechseln kann.

Der Windows 11 AMD Shitstorm

Wegen Windows 11 auf AMD gibt es gerade ein wenig Shitstorm. Die Sache ist die, dass Microsoft es bis zum Release nicht gebacken bekommen hat den CPU-L3-Cache von AMD vernünftig anzusteuern. Verwendbar anzusteuern, aber eben nicht vernünftig.

Das heißt aber auch nur dass die CPU, wenn sie voll ausgelastet ist, ca. 15% weniger Leistung hat als sie haben könnte. Zumal die Leistungsgrenze einer CPU immer subjektive Wahrnehmung ist.
Sprich: Es ist nur dann relevant, wenn ihr Dinge wie E-Sport Wettkämpfe betreibt. Dem Rest können die 15% relativ egal sein, weil es kaum merkbare Unterschiede erzeugt.

Der Shitstorm ist wie immer etwas übertrieben. Ja, so etwas direkt am Release Tag zu verkünden zeugt von keiner guten Organisation, besonders wenn AMD und Microsoft schon seit mehreren Jahren bezüglich Windows 11 unter der Haube standen.
Aber immer realistisch bleiben: Hängt euer finanzieller Umsatz von zeitkritischen CPU-Rechenoperationen ab, dann ist Windows 11 erst einmal nichts für euch – und überlegt mal ganz genau, ob das bei euch zutrifft. Seht ihr? Meistens halt nicht.

Übrigens ist dieses Problem von Microsoft bereits behoben worden, dazu muss man nur einmal in die Insider Preview gehen. Es dauert also nur noch ein bis zwei Monate, bis das im Stable ist – also ist das ganze AMD-Windows 11 Getue nur noch Schnee von gestern.

Fix aus dem Prerelease auch für Stable

Es gibt einen Bugfix von Microsoft, der momentan in den Insider-Previews unterwegs ist und dort das Caching-Problem bereits behoben hat. Mithilfe eines kleinen Drittanbietertools könnt ihr euch das Update in egal welchen Release Ring installieren und somit auch schon jetzt in der Windows 11 Stable dafür sorgen, dass der L3-Cache wieder halbwegs normal läuft.
Natürlich passiert dies immer auf eure eigene Gefahr…

Fix von AMD offiziell für Stable

Mit neuen Chipsatztreibern (die aber auch wieder alte Probleme hervorrufen – sprich DisplayPort Screen blanking) ist zumindest das Cache-Problem für den Stable Ring offiziell passé. Dann noch die KB5006746 installieren, die aber auf jedem normal konfigurierten System über Windows Update bereits installiert sein sollte.

Windows 11 Icons und Sounds auf Windows 10 nach InPlace Upgrade

Ganz kurz notiert: Das Phänomen war Windows 11 Wallpaper, Sounds und Icons auf Windows 10. Passiert womöglich durch Abbruch des InPlace Upgrades bei 30% (also Setup.exe in Windows starten, soweit durchklicken bis der Vollbild-Balken bei 30% ist und dann abbrechen)

Lösung war wie immer dism und sfc. Allerdings für alle neuen Profile, nicht für diejenigen die schon existierten:
Als Script etwas schwerer möglich, hier müsste man mit RunOnce arbeiten, das lohnt den Aufwand nicht.

sfc /scannow
dism /online /cleanup-image /restorehealth
shutdown -r -f -t 0
// neu anmelden
sfc /scannow

Dann erstellt mal einen neuen Ordner und die Icons sind wieder okay.
Das geht so ein wenig schneller als eine frische Kopie zwischen zwei SSDs.
Wenn ihr neue Benutzer erstellt oder anmeldet, ist dort wieder alles okay.

Windows 11 nach drei Tagen

Das inplace-upgrade ging sauber vonstatten. Vom Nachfolger des eigentlich als „das letzte Windows“ angekündigte System mit der 10 habe ich noch keine ernsten Schwierigkeiten bemerkt und es gab bisher erst einen BSOD – also Black screen of death – ab Windows 11 scheinen die Dinger schwarz zu sein.
Windows 10 ADK uninstaller läuft und dann in den Energiesparmodus rein. Das war BSOD.

Annoyances beim InPlaceUpgrade

Was etwas merkwürdig ist: Das Inplace Upgrade bekommt nicht mit, dass Windows 10 ADK und SDKs für Windows 10 installiert sind – und zieht diese mit auf Windows 11, zumindest eine kleine Notiz darüber im Kompatibilitätscheck, so wie es ja auch bei fehlendem TPM gemacht wird fände ich angebracht. Das 10er ADK und SDK werden höchstwahrscheinlich auch auf 11 laufen, sind aber nun mal nicht mehr dafür da.
Zumal Oracles Virtualbox ausnahmslos jedes InPlace Upgrade verhindert, sofern es nicht vorab deinstalliert wird.

Gefühlte Performance

Gefühlt ist das RAM-Management von Windows 11 bedeutend schlechter geworden. Besonders an der Grenze vom RAM (also 0,8-1 GB freier Rest-RAM) tut sich Windows 11 deutlich schwerer als Windows 10, insbesondere wenn daneben auch noch eine Videokonferenz mit Hintergrundbildern läuft. Da das Surface Pro 7 vollständig passiv gekühlt ist, höre ich auch nicht ob irgendetwas unnatürlich viel Last erzeugt.
Außerhalb von aktiv genutztem Microsoft Teams habe ich kein CPU Throttling bemerkt – aber MS Teams zwingt jede CPU ins Throttling…

Microsoft Teams und GUI

MS Teams gibts nach dem InPlace Upgrade doppelt. Die übernommene Version und die vorinstallierte. Die übernommene sollte man nicht deinstallieren – die vorinstallierte kann noch keine Enterprise-Tenants von Microsoft ansteuern.
Der Rest der GUI ist moderner geworden, hier hat Microsoft einiges vereinfacht – dadurch wirkt natürlich wieder alles neu, aber Leuten die sich dem Neuen nicht verweigern sollte der Einstieg relativ schnell gelingen.
Die Taskleiste ist Zentriert und gleicht sich damit den restlichen Betriebssystemen auf dem Markt an. Ein normaler Trendlauf, hier passt man sich nur an…

Härtere Mindestvoraussetzungen

Offen bleibt wie Microsoft mit den Mindestvoraussetzungen umgeht. Ich erwarte von Microsoft früher oder später die Mindestvoraussetzungen alleine des Marktanteils wegen aufzuweichen und z.B. TPM nicht mehr zur Pflicht zu machen oder Serien wie die 6er von Intel oder die FXer von AMD dazuzunehmen – die TPM ja nur können wenn es auf dem Mainboard integriert ist oder per Zusatzmodul hinzugefügt wurde.
Ich schätze dass sich die Marktanteile ähnlich wie beim Umstieg von XP auf Windows Vista oder von Vista auf 8 entwickeln werden – wenn Microsoft dort nicht früh und rechtzeitig gegensteuert.

Windows 11

Ich erinnere mich noch wie damals Windows 10 angeworben wurde.
Das letzte Windows. Alles kommt per Featureupdate. Man muss für zentrale Komponenten keine größeren Systemupdates mehr fahren. Mehr Möglichkeiten im Windows Store. Nun kommt Windows 11.

Warum denn nicht per Featureupdate?

Das ist die eigentliche zentrale Frage. Wenn man doch Windows 10 mit genau diesem Slogan anwab, warum denn nicht Featureupdates?
Womöglich weil man an den Featureupdates eben nichts verdient.

Nun ist also Windows 11 in den Startlöchern. Zum ersten Weihnachtsfeiertag gibts das Update gratis für alle Windows 10 User. Erste Berichte dass selbst Windows 7-Keys angenommen werden gibt es auch schon.

Gibts zumindest was?

Hier und da ist mal was rausgenommen worden. Den 3D Viewer den vielleicht einige wenige 3D-Druckende verwendet hatten gibt es nicht mehr, auch gibts ein Comeback von Windows Vista-Startmenüelementen. Das Design ist einfach noch mehr Milchglas als es Windows 10 schon ist. Rund ist jetzt auch das neue Eckig. Sonst ist halt alles Milchglas.

Android Apps – zumindest diejenigen die Amazon vertreibt, kann man auf Windows 11 mal eben installieren. Ich wette mit euch dass es nicht lange dauert bis irgendwelche Tüftler über Google Entwickleraccounts den PlayStore aufs Windows-Gerät bringen. Schließlich müsste es dann nicht mehr sonderlich viel Tüftlerei brauchen wenn Microsoft einem das schon vor die Füße wirft.
Das könnte das Ruder rumreißen, die Generation Y hätte dann ihre gewohnten Apps auf einer Windows Maschine. Sonderlich helfen wird es Microsoft aber trotzdem nicht, warum sollte man sich schließlich ein Windows Gerät kaufen wenn darauf nur über die merkwürdigen Amazon-Nebenwege überhaupt die gewohnten Apps laufen?
Prinzipiell kann sich Microsoft also nur mit guter Hardware retten. Windows als System wird nichts mehr rumreißen können, egal welche Iteration.

Schauen wir also mal was Windows 11 bringt. Wer sich die komplette Einführung antun möchte findet sie hier. Schlimm wird es schon nicht werden, auch wenn wir jetzt im Gut/Schlecht Wechsel zwischen den Versionen mal wieder bei „Schlecht“ angekommen sind.

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