Vor einigen Tagen wurde mir eine Einladung zum neuen Yomo-Projekt der Sparkassen genehmigt. Seit dem stockt der Eröffnungsprozess. Durch einige Stolpersteine dauert es bei mir trotz einfachem „Durchklick“-Interface leider etwas länger.
Yomo soll es den Sparkassen es wieder ermöglichen junge Kundschaft zu gewinnen. Dank Direktbanken mit bedeutend niedrigeren Gebühren und nicht zuletzt Projekten wie N26 verliert die Sparkasse ihren Grundsatz für zukünftige Kunden. Da Deutschlands Bevölkerung bezogen auf Kontowechsel eher faul ist, entsteht hier ein größeres Problem – zumindest für die Sparkasse.
N26 z.B. ist auf MasterCard-Basis und kostenlos. Damit greift N26 genau den Punkt an, an dem junge Kunden im Zeitalter der Globalisierung den internationalen Handel z.B. in amerikanischen Internetshops entdecken oder schlichtweg auch auf Reisen in andere Länder – auch mal auf eigene Faust – gehen können. Das erste was sie dort feststellen werden: Ihre GiroCard mit der sie in Deutschland quasi überall zurecht kommen ist dort so gut wie nicht zu gebrauchen. Da es in Amerika auch einige „only MasterCard/VISA accepted“ Shops gibt, ist man dann selbst dort schon aufgeschmissen.
N26 macht sich dies zu Nutze und bietet einfach eine Debit-MasterCard auf Prepaid-Basis an. Ohne jegliche Kontoführungsgebühren ist man mit den roundabout 20€ die die Sparkasse jährlich benötigt um exakt das selbe zu tun bereits weit voraus.
Wer sein Konto über den Schüler/Studenten/Ausbildungs/Bundeswehr etc. Zeitraum hinaus verwenden möchte fährt fast auf dem gleichen Gleis. Roundabout 70€ im Jahr, falls das Konto so weiter genutzt werden soll wie man es gewöhnt ist. Natürlich gäbe es günstigere Varianten, die dann aber mit Transaktionskosten bei normaler Verwendung dann doch teurer sind als die nächstteurere Variante.
Direktbanken greifen hier an und graben zumindest momentan den Sparkassen massiv Kunden ab. Die Hemmschwelle dann doch das Konto zu wechseln ist bei 70€ im Jahr also schon erreicht und damit ist das Produkt der Sparkasse meines Erachtens nicht mehr Zukunftsfähig. Viele Kunden wechseln zu Comdirekt, ING DiBa und co. schlichtweg weil diese ihren Kontobetrieb anscheinend günstiger finanziert bekommen als Sparkassen. Die einzigen wirklichen Abstriche sind eine kleinere Auswahl an Geldautomaten – das ist das einzige Pro-Argument welches ich den Sparkassen noch zuordnen würde
Bargeld
Die Banken bemühen sich das Bargeld abzuschaffen, weil das Buchgeld und eine möglichst lange Zeit auf dem Bankkonto für sie profitabler ist. Das Gegenteil davon möchten deutsche Kunden – daher war das Bestreben der Banken in letzter Zeit die Kartenzahlung so einfach wie möglich zu machen.
Bargeld ist unter Umständen auch ein Kostenfaktor. Die Geldautomaten müssen irgendwo stehen, das Geld muss da immer wieder reinkommen und alle Nas lang fällt auch mal einer aus oder stielt den Kunden durch Sicherheitslücken ihre Kartendaten.
Die Sparkassen haben das deutschlandweit beste Netz aus Geldautomaten überhaupt. Man steht irgendwo, sucht nach Geldautomaten und der kürzeste Weg zum nächsten ist mit aller Wahrscheinlichkeit ein Sparkassenautomat. Für die Geldtransporter und den Wartungsdienst fallen also einiges an Kosten an. Allerdings bekommt es die Commerzbank und sogar die Postbank hin ein ähnlich gutes Netz aufzubauen – man muss zwar etwas länger laufen, aber nicht deutlich länger. Mit Gruppierungen wie die CashGroup oder CashPool ist dieser Vorteil der Sparkassen dann auch etwas ausgemerzt, Kunden müssen zwar etwas länger nachforschen und können nicht direkt am Sparkassen-Logo erkennen dass es hier Bares gibt – aber das scheint eine eher kleine Hürde zu sein.
Bargeld ist also tatsächlich teuer – im MasterCard System sogar noch teurer – Die Bank des Kontoinhabers muss der Bank des Geldautomateninhabers eine Gebühr für die Bargeldausgabe zahlen. Nicht selten wickeln die Banken deshalb dann die Kosten auf den Kunden ab.
Online
Onlinebanking war gerne eine Ausrede vieler Banken Gebühren einführen zu müssen. Tatsächlich ist ein solcher Service, wenn er denn verlässlich, sicher und stabil sein soll nicht ganz günstig. Das Onlinebanking ist allerdings in der Regel nicht so hoch frequentiert wie die Ticket-Website des Wacken-Festivals während des Ticket-Verkaufsstarts. Die Kosten hierfür lassen sich also berechnen und unter Umständen kleiner halten. Einzig und allein bei Sicherheitslücken wäre für deren Bugfix unter Umständen eine größere Summe notwendig. Kontomodelle wie das „jeder Klick einen Cent“ Modell der Sparkasse Soest ist meines Erachtens nicht notwendig, wenn man sich mal betrachten wodurch die Banken ihr Geld denn überhaupt vermehren können.
Wodurch verdienen Banken
Erst einmal verdienen Banken durch Fondsparverträge, Riesterrenten und co. Aktiv gemanagte Fonds benötigen einen Manager dessen Meinung entscheidet wie das Geld profitbringend für die Bank sein könnte. Managergehälter sind aber nicht günstig – eine Einlage eines Kunden kann dann auch gut und gerne mal der Monatslohn des Fondmanagers sein. Mit dem Rest geht man an die Börse und versucht das bestmögliche zu tun um das Gehalt des Managers und vielleicht auch noch ein bisschen mehr herauszubekommen. Man hat den Kunden ja versprochen es sei Gewinnbringend was sie da tun – wenn dem nicht so ist, dann verliert man ja schon wieder Kunden – und das kann sich eine Sparkasse momentan auch nicht unbedingt leisten.
Selbst für Manager ist die Börse ein schwieriges Unterfangen. Daher gibt es für Manager häufig auch gerne mal Überstunden und 17-Stunden-Tage.
Diese Börsengeschichten sind trotzdem noch die Haupteinnahmequelle der Banken durch das trotz der schwierigen Landschaft augenscheinlich alles mögliche finanziert wird – Nicht ohne Grund sind diese Abteilungen häufig die größten und stärksten Abteilungen in einer Bank.
Was sollen dann noch Kontoführungsgebühren?
Der aktuelle Leitzins der EZB beträgt zumindest laut Finanzen.net exakt 0%. Die Banken können ihr Geld also noch so parken ohne Strafen dafür zahlen zu müssen. Den Leitzins auf die Kunden abwälzen zu wollen kann man also höchstens verlangen wenn voraussichtlich ist, dass dieser fallen wird. Die letzten Äußerungen der EZB sehen da aber etwas anderes vor, weil man ja erkennt was die Banken so mit ihren Kunden tun. Trotzdem gäbe es tatsächlich erst einen Grund wenn die Zinsen wirklich negativ sind. Meines Erachtens sollte der erfolgreiche Handel der Bank neben die Zinsen für Bausparverträge (die eh im Bereich von 0-1% pendeln) und die Kosten die der Geldautomatenbetrieb verursacht tragen können. Zumal gerade bei Banken auch viel Geld in Immobilien und Büromöbeln steckt, die vielleicht nicht so teuer sein müssten.
Blasen
Die Börse produziert regelmäßig Blasen (also stark gehypte Anlegemöglichkeiten) die irgendwann platzen und eine Baisse (also stark fallende Kurse in gesamten Branchen) verursachen. Momentan ist die größte Blase der Immobilien-Markt (Vorsicht: Das ist meine Vermutung – niemand kann das so genau wissen). Damit Banken auch mit ihrem Handel eine solche Blase überstehen können benötigen sie ein sehr dickes Finanzpolster. Das kommt allerdings eher von Bausparverträgen und den sonstigen aktiven Fonds während meiner Vermutung nach Mitarbeiter und Bauspar-Zinsen eher aus dem Handel einer Bank kommen.
Ohne die Blasen und deren dann doch recht heftige Wirkung kann die Börse aber nicht funktionieren und so sollten Blasen zumindest ein bisschen planbar sein – besonders für die Banken – die größten Spieler mit der besten Erfahrung an der Börse.
Das sie planbar sind mache ich daran fest, dass Banken ziemlich aktiv einzelne Anlagemöglichkeiten anwerben. Zuletzt war es „Kaufen Sie Immobilien, das wird auf ewig sicher sein. Wir können auch Kredit.“. Nun mit Niedrigzins lohnt sich Kredit nicht mehr so ganz und aus den Immobilien ist ein „Investieren Sie in ETF’s! Wir haben extra die Ordergebühren verringert.“ geworden.
Es wäre aber jetzt wildeste Spekulation zu behaupten, dass ETFs die nächste Blase erzeugen würden. Zumal niemand sicher wissen kann ob und wann, es sei denn Banken steuern dies aktiv als Verbund – und genau das kann man auch aus dem Marketing und dem Vertrieb von Banken ziemlich transparent erkennen.
Übrig gebliebene Fragen
Es ist ganz klar, dass klassische Banken höhere Kosten haben als Direktbanken. Es ist mir allerdings unverständlich warum klassische Banken den dann doch günstigeren Weg alles irgendwie Online zu verwalten nicht machen möchten. Ich muss für einige Kontoänderungen an den Schalter. Als Pendler praktisch nur mit einem Urlaubstag machbar. Aufgrund der kurzen Öffnungszeiten der Schalter (weil der Betrieb ja so teuer ist) muss ich dazu auch u.U. in Filialen die ich bis dato nicht einmal kannte. Dann ist wieder alles neu und ungewohnt, die Personen sind anders, sind vielleicht bei nicht ganz so detailliert ausformulierten Fragen nicht ganz so hinterfragend wie andere Berater, und und und. Ich meckere jetzt auf hohem Niveau, aber wenn man einen Bankbesuch ähnlich wie einen Arzttermin planen muss um z.B. in zwei Minuten am Schalter ein tägliches Bargeldlimit zu ändern läuft irgendwas falsch.
Direktbanken sind bemüht online alle Informationen zu geben die man braucht. Das schafft unter anderem auch die notwendige Transparenz und Vergleichbarkeit. Man kann Kunden sicherlich auch mit Psychotricks in Beratungen zum Sparkassen Brokerage bewegen, bis diese dann feststellen, dass die üblichen Gebühren der Sparkasse für Brokerage ungefähr das drei- bzw. vierfache der Direktbanken sind. Dann greift die Wechsel-Faulheit der Menschen und alles ist paletti – für die Bank, nicht für den Kunden.
Warum können sich klassische Banken den Verlust den sie durch das EZB-Nullzins-Geldparken laut eigenen Aussagen haben nicht durch den Handel oder durch die Börsen refinanzieren? Die Banken scheinen nicht mehr das Ziel zu haben ihren eigenen Geldbestand ohne Neukunden zu vermehren, sondern lediglich nur noch ihre Eigenkosten zu decken.
Was genau ist an einem Girokonto (z.B. der Sparkasse) so teuer wie bei Direktbanken das Versicherungsset z.B. von N26 Black? Warum können Direktbanken für das Geld eines „klassisch-Bank“-Girokontos das bieten, was man sonst nur in den höchsten Kontomodellen für gut und gerne mal 200€ im Jahr bekommt?
2 Gedanken zu „Ein paar Worte über Banken“
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